Am Sonntag, den 31. 08. 2014, fand eine historische Bergbauwanderung im Raum Rüdinghausen / Schnee statt. Treffpunkt war die Bayernklause, Haus Almfrieden. Ziel der Wanderung war es, die Stätten des Nachkriegsbergbaus nach 1945 zu erwandern. Hierbei handelte es sich im Wesentlichen um primitive Kleinzechen mit nur wenigen Beschäftigten, die nach dem zweiten Weltkrieg in der Zeit der Kohlennot und während der Korea-Krise im südlichen Teil des Ruhrgebietes wie Pilze aus dem Boden schossen. Oftmals bauten sie in den Grubenfeldern der großen Bergbaugesellschaften Restlagerstätten ab. So entstanden zwischen 1945 bis 1976 mehr als 1000 Kleinzechen, manche nur für wenige Monate.
Der Weg führte uns zunächst von der Bayernklause über den Ifteweg auf den Hackertsbergweg, wo wir an der Hausnummer 19 auf den ehemaligen Standort der Kleinzeche Ergste-Schnee trafen. Es sei noch vorausgeschickt, dass wir zuvor einen herrlichen Blick nach Norden auf Dortmund werfen konnten.
1948 in Betrieb genommen betrug die Förderung 1951 bei 10 Beschäftigten 1868 t Anthrazitkohle, einer hochwertigen Hausbrandkohle aus den Sprockhöveler-Schichten. Dank der exakten Ortskenntnisse von Herrn Friedhelm Specht konnte der Standort genau ermittelt werden, aber nichts bis auf ein Foto erinnert heute mehr daran.
Etwas anders sieht es da schon bei dem etwas nordöstlicher gelegenen Objekt aus, der Zeche Auguste. Geht man gegenüber vom Edelweisweg in eine kleine Stichstraße, so trifft man auf Gebäude dieser ehemaligen Zeche. Gut erhalten geblieben ist das ansprechend gemauerte Betriebsgebäude, das heute als Lager benutzte alte Maschinenhaus, sowie ein ehemaliges Bürogebäude; heute wird es bewohnt.
Friedhelm Specht hatte es arrangiert, dass wir vom ehemaligen und letzten Bergmann der Zeche Auguste, Herrn Manfred Stein, freundlich empfangen wurden. Viele interessante Details konnten wir von ihm erfahren. So auch, dass die in großen Brocken anfallende, stückreiche Kohle aus dem Neuflöz für die eigene Brennstoffversorgung erst mit dem Hammer zerkleinert werden musste.
Die bereits 1922 mit 2 tonlägigen Schächten abgeteufte Zeche Auguste erreichte 1940 mit 59 Beschäftigten immerhin eine Fördermenge von 16.923 t. 1943 erfolgte die Stilllegung und das Grubenfeld wurde durch die Zeche Gottessegen in Löttringhausen erworben. Dieses bis dahin durchaus professionell betriebene Bergwerk gehörte somit schon nicht mehr zu den Zechen "Eimerweise".
Manfred Stein erzählt Erlebnisse aus seiner Zeit untertage auf Auguste.
Dem Hackertsbergweg in Richtung Norden folgend gelangten wir zu den Kleinzechen Wippermann am Erlenbruch, die von 1951 bis 1957 in Förderung war und 1952 mit 10.803 t bei 25 Beschäftigten die höchste Förderung hatte. Inhaberin war die Firma Wippermann in Hagen- Delstern.
Gebaut wurden die Flöze Mausegatt und Kreftenscheer, die zu den Wittener Schichten gehören.
Die nächste Anlaufstation war die Kleinzeche Ritscher, die sich etwas südlich des Kirchhörder Wegs befand. Grundstückseigentümer war Heinrich Ritscher, Betriebsinhaber war Heinrich Schmidt, Kleine Borbach 14.
Wir passierten den ehemaligen Sportplatz, der jetzt völlig bebaut ist und wanderten durch den Wald in Richtung Schneer Weg. Unter dem Sportplatz waren vor der Bebauung umfangreiche Sicherungs- und Verfüllarbeiten notwendig, weil sich dort Schächte und Grubengebäude aus alter Zeit des Johannes Erbstollens befanden.
In dem anschließenden Waldstück konnten noch die Hinterlassenschaften der Kleinzeche Dahms & Wagner, Krefeld in Augenschein genommen werden.
Nach Erreichen des Schneer Wegs führte uns unser Rückmarsch zur Bayernklause wieder in süd- westliche Richtung in das Herrenholz. Dort trafen wir im Grubenfeld Lappenberg auf die 1958 stillgelegte Kleinzeche Klara, die später von Erwin Schmidt unter Gute Hoffnung 5 weitergeführt wurde. Bis heute ist es noch nicht gelungen, die verworrene Geschichte dieser Kleinzeche zu klären. Erkennbar war jedoch das Stollenmundloch sowie der tonnlägige Förderschacht. Dieser durch eine herausstehende Schiene der Gruben-Geleise.
In der Bayernklause angekommen, gab es bei guter Stimmung und handgemachter Musik leckeren Kaffee und Kuchen.